40 Jahre Trampeltierhaltung gehen zu Ende

Es ist ein trüber Februarmorgen, als der Pferdeanhänger vom Gelände des Zoo Neuwied rollt, und getrübt ist auch die Stimmung der Mitarbeiter, die beim Verladen dabei waren: Mit Hengst „Aitai“ verlässt das letzte Trampeltier den Zoo, und die Haltung von Altweltkamelen geht nach 40 Jahren vorerst zu Ende. 

 „Die ersten Trampeltiere kamen schon 1983 in den Zoo Neuwied, zwischen 1993 und 2004 wurden hier dann die einhöckrigen Dromedare gehalten“, erzählt Zoodirektor Mirko Thiel. „Im Herbst 2004 kamen dann aus zwei verschiedenen Zoos die beiden Trampeltiere zu uns, die wir bis jetzt zusammen gehalten haben: Aitai und Sulaika. Wobei man eigentlich sagen müsste, im Herbst 2004 bekamen wir drei Trampeltiere, denn Sulaika hatte eine kleine Überraschung im Gepäck“, schmunzelt Thiel.

Im Mai 2005, knapp sieben Monate nach ihrer Ankunft, brachte Sulaika völlig unerwartet ein weibliches Fohlen zur Welt. „Es war von Anfang an klar, dass Aitai nicht der Vater sein konnte, denn Trampeltiere haben eine sehr lange Tragzeit von 13 Monaten“, erklärt der Biologe, „außerdem war er bei seiner Ankunft selbst gerade mal 8 Monate alt gewesen. Die Stute war also bereits trächtig zu uns gekommen.“ Später, nachdem sie 2015 in ihre große neue Anlage am Waldrand umgezogen waren, hatten Aitai und Sulaika dann auch noch gemeinsam Nachwuchs.

„Aitai und Sulaika waren typische Trampeltiere: sehr eigenwillig und starrköpfig, dabei durchaus intelligent. Nachdem wir ihnen die neue Anlage gebaut hatten, konnten unsere Tierpfleger endlich richtig mit ihnen arbeiten, ohne in den direkten Kontakt gehen zu müssen, der bei Trampeltieren gefährlich sein kann“, weiß Mirko Thiel. Diese Möglichkeit zum geschützten Umgang war vor allem für Sulaika nötig: Schon im Alter von 12 Jahren zeigte sie zunehmend Gelenkprobleme, vor allem morgens beim Aufstehen zeigten sich Beschwerden. 

Durch Einreibungen mit Salben und Bandagierung sowie speziell abgestimmte Mineralstoffgaben konnten ihre Arthrosebeschwerden über viele Jahre in Schach gehalten werden. „Zuletzt war es aber immer schlimmer geworden, selbst unter schmerzlindernder Medikation waren Bewegungen für Sulaika sichtlich schmerzhaft“, berichtet Thiel. Zusammen mit den Tierärzten, die die Trampeltierstute über Jahre betreut hatten, und den Behörden wurde Ende Januar schweren Herzens die Entscheidung zur Euthanasie getroffen, um ihr weiteres Leid zu ersparen.

Damit Aitai nicht allein bleibt, wurde er in einen Park abgegeben, in dem er mit anderen Trampeltieren zusammen sein kann. Und was passiert nun mit der Anlage? „Aktuell sind dort Soay-Schafe untergebracht, die sich als natürliche Rasenmäher betätigen“, sagt Thiel, „ob dort mittel- bis langfristig wieder Kamele oder doch ganz andere Tiere einziehen werden, das entscheiden mein Team und ich zu gegebener Zeit.“