Ein Herz für den Nerz – Zoo Neuwied will zusammen mit "EuroNerz e.V." Nerze vor der Ausrottung bewahren

Fotos: Daniel Waked

Viel sattes Grün, ein gluckernder Wasserlauf und zahlreiche geschützte Eckchen: In wochenlanger Arbeit haben Mitarbeitende des Zoos die ehemalige Waschbäranlage umgestaltet, um ihrer neuen Bewohnerin bestmögliche Bedingungen zu bieten. Vor ein paar Tagen war es dann soweit und das Transportfahrzeug rollte auf den Hof des Zoo Neuwied. Schon auf dem Fußweg zum Gehege drückt sich eine kleine Schnauze neugierig gegen die Gittertür der Transportbox: Die Nerzfähe kann es augenscheinlich kaum erwarten, ihr neues Revier in Besitz zu nehmen.

„Der Europäische Nerz ist eine neue Art für unseren Zoo“, erklärt Kurator Daniel Waked. „Wir haben uns aufgrund ihres Gefährdungsstatus ganz bewusst für die Haltung dieser Art entschieden: Die ehemals einheimische Marderart ist mittlerweile in Deutschland ausgestorben und auch in ihrem restlichen Verbreitungsgebiet stark im Rückgang begriffen – da wollen wir gegensteuern.“ Die Nerzhaltung im Zoo Neuwied läuft in Kooperation mit dem Verein "EuroNerz e.V.", der sich zum Ziel gesetzt hat, die Art vor dem Aussterben zu bewahren und zukünftig auch in Deutschland wieder anzusiedeln. Da Nerze außerhalb der Ranzzeit solitär leben und mit Artgenossen unverträglich sind, werden sie selten in zoologischen Einrichtungen gehalten, da man pro Tier ein eigenes Gehege braucht, also in einem Gehege immer nur ein Einzeltier halten und somit nicht züchten kann.

Der Verein "EuroNerz e.V." macht die Haltung der Art attraktiv, indem er dieses Dilemma auflöst: „Der Zoo Neuwied bekam aus dem Tierbestand des Vereins eine Fähe, die aller Wahrscheinlichkeit nach bereits tragend ist und nun hier über den Sommer ihre Jungen werfen und aufziehen soll. Im Herbst werden Weibchen und Jungtiere zurück zu "EuroNerz e.V." gebracht und der Zoo erhält im Tausch einen Rüden, der dann hier den Winter verbringt. Im Frühjahr wird dieser wenn möglich wieder durch eine gedeckte Fähe ersetzt. So ist das Gehege immer besetzt und für Besucher attraktiv, die Tiere können sowohl ihre arttypisch solitäre Lebensweise als auch Fortpflanzung und Jungtieraufzucht ausleben und der Arterhalt wird unterstützt“, erläutert Zootierarzt Waked die Kooperation.

Das Nerzweibchen hat indessen in kürzester Zeit sein Gehege inspiziert und zeigt ein aktives und neugieriges Naturell. „Bei der Menge an Mäusen und Fischchen, die sie hier in den ersten paar Minuten gehortet hat, bin ich sehr optimistisch, dass sie tatsächlich tragend ist“, lacht Waked.