Engerser Feld: Naturoase mit viel Konfliktpotenzial - Stadtverwaltung wirbt für gegenseitige Rücksichtnahme

Die Seen dienen der Trinkwasserspeicherung. Daher ist das Baden in ihnen verboten.

Die Heckrinder sind mittlerweile ein gewohnter Anblick im Schutzgebiet Engerser Feld.

Das von Rhein, Innenstadt, Block und Engers begrenzte Engerser Feld ist ein bedeutendes Naherholungsgebiet für Neuwied. Doch neben dem Erholungswert für die Bürger besitzt es weitere wichtige Funktionen.  So ist das Engerser Feld ein sehr bedeutendes Trinkwasservorkommen im nördlichen Rheinland-Pfalz, aus dem circa 140.000 Menschen im Kreis Neuwied mit Trinkwasser versorgt werden.

So ist es kein Wunder, dass es als Trinkwasserschutzgebiet ausgewiesen ist. Die Konsequenz: Das Baden in den im Feld vorhandenen Seen ist verboten - und sei es an heißen Tagen auch noch so verlockend. „Die Seen sind nämlich nichts anderes als offen gelegtes Grundwasser“, sagt der zuständige Dezernent, Beigeordneter Ralf Seemann. Heißt: Wer darin badet, der verursacht Verunreinigungen, die wiederum zur Gefährdung  der Trinkwasserversorgung des gesamten Landkreises führen können. „Das ist auch der Grund dafür, dass das Baden in den Seen mit einer Ordnungsstrafe geahndet wird“, so Seemann weiter. Um den Zugang zu den Gewässern einzuschränken, wurden in der Vergangenheit zwar Absperrungen errichtet oder vorhandene Trampelpfade mit Gehölzen versperrt, doch „Besucher“ haben diese Barrieren rasch überwunden.

Neben den Badenden gibt es zwei weitere Problemfelder: auf Wirtschaftswegen geparkte Fahrzeuge sowie frei laufende Hunde. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass das Engerser Feld nicht nur ein bedeutendes Trinkwasserschutzgebiet ist, sondern auch ein europarechtlich geschütztes Vogelschutzgebiet.

Für Konfliktpotenzial ist also gesorgt, ebenso aber auch für einfache Lösungen.  Beispiel Parken: Dafür steht unterhalb der Stadtwerke Neuwied in Richtung Rhein ein großes öffentliches Areal zur Verfügung, von dem man direkt ins Engerser Feld gelangt. Dort findet sich sogar eine Aussichtsplattform, von der sich die im Feld lebenden Heckrinder gut beobachten lassen. Gesperrt für Autos ist hingegen die sogenannte Panzerstraße.

Stichwort Hunde: Grundsätzlich dürfen sie außerhalb bebauter Fläche frei laufen, womit sich reichlich Auslaufmöglichkeiten bieten sollten. „Auch wird niemandem der Zugang zum Naherholungsgebiet verwehrt, aber beim  ,Gassi gehen‘ in diesem sensiblen Bereich sollten Besitzer darauf achten, Hunde an der Leine zu führen“, klärt Seemann auf. Die Stadtverwaltung greift damit eine Empfehlung auf, die sich für Naturschutzgebiete bewährt hat. Keine Empfehlung, sondern offiziell untersagt ist es, an Radwegen und somit auch am Rheinuferradweg Hunde von der Leine zu lassen.

Freilaufende Hunde können generell einen negativen, nicht unmittelbar zu erkennenden Einfluss auf die Natur haben. Alle Hunde haben einen angeborenen, unterschiedlich stark ausgeprägten Jagdtrieb. Wird dieser ausgelöst, jagt ein Hund instinktiv einem Tier hinterher, solange er nicht unter der unmittelbaren Kontrolle des Halters ist.

Auch wenn ein Vierbeiner sich anderen Tieren aus Neugierde nähert - er wird stets als Bedrohung wahrgenommen. Das gilt vor allem für Vögel, die ihre Nester auf dem Boden bauen. Da deren Gelege meist mit Gras bedeckt sind und die Eier häufig eine Tarnfarbe haben, nimmt man sie nicht direkt wahr. Vögel wie der Feldschwirl oder das Schwarzkehlchen werden durch freilaufende Hunde oder ihre abseits der Wege laufenden Besitzer aufgeschreckt. Da die aufgeschreckten Vögel flüchten und ihre Gelege verlassen werden Brut und Aufzucht werden empfindlich gestört. Die ungeschützten Gelege kühlen aus, flugunfähigen Küken sind Fressfeinden hilflos ausgeliefert.
 
„Im Hinblick auf gegenseitige Rücksichtnahme ist es besonders im Engerser Feld  wichtig, Hunde an der Leine zu führen und die dort vorhandenen Wege nicht zu  verlassen“, betont Beigeordneter Seemann. „Wer sich so verhält, der trägt zu einem friedlichen Mit- und Nebeneinander von Naherholungssuchenden, Hundeausführern und Landwirten, von Trinkwasser- und Naturschutz bei.“