Ins Gespräch kommen und Vorurteile abbauen - Migration und Integration: Umgang mit dem Jugendamt erleichtern

Der Umgang mit Verwaltung und Bürokratie kann für viele Migrantinnen und Migranten kompliziert sein. Denn häufig funktionieren Behörden in anderen Ländern völlig anders.  Es gibt Vorbehalte und Vorurteile und es können schnell Irritationen oder gar Konflikte entstehen. Zum Beispiel im Kontakt mit dem Jugendamt: Was passiert, wenn es sich einmischt? Was machen die Mitarbeitenden überhaupt genau? Kann man ihnen vertrauen, sie ansprechen oder kommen dann Prozesse in Gang, die man eigentlich nicht will? Vor diesem Hintergrund entstand die Idee eines niedrigschwelligen Abends für Migranten in den Räumlichkeiten von EIRENE, um Abteilungen des Jugendamtes einmal vorzustellen und Möglichkeiten zu bieten für Fragen und Gespräche. 

Der internationale christliche Friedensdienst EIRENE ist für Neuwied eine wichtige Einrichtung für gelingende Integration und interkulturelle Öffnung. Hier kommen Menschen aus verschiedenen Ländern in Kontakt, sprechen und arbeiten miteinander, um kulturbedingten Konflikten entgegen zu wirken oder eben zu vermitteln, wenn es nötig ist. Bilal Almasri und Iyad Asfour von EIRENE erleben bei dieser Arbeit immer wieder, welche Gerüchte, Vorstellungen und verzerrten Bilder gerade zum Jugendamt bei vielen Menschen mit Migrationshintergrund existieren und welche Ängste bestehen. Daher hatten die beiden die Idee zu dem Abend.  

Mit mehr als 25 Interessenten war der Raum auch gut gefüllt und in ungezwungener Atmosphäre konnten sich verschiedene Bereiche des Jugendamtes (Kinder- und Jugendförderung, Allgemeiner Sozialer Dienst und Kita-Sozialarbeit) den Migrantinnen und Migranten vorstellen und auf viele Fragen und Erlebnisse reagieren. Themen wie zum Beispiel Inobhutnahme, rechtliche Grundlagen für unbegleitete Flüchtlinge, Aufgaben des Jugendamtes, fehlende Kitaplätze, Schwierigkeiten bei der Wohnraumfindung, die Suche nach Kinderärzten, Infos zum Jugendmigrationsdienst, Kita- und Schulsozialarbeit und vieles mehr konnten an diesem Abend besprochen werden.

Mit einer solchen Veranstaltung, so lautete das Fazit, werden sicher nicht alle Probleme gelöst, jedoch konnten oft Wege und Möglichkeiten aufgezeigt und Hintergründe erläutert werden. Durch das gute Netzwerk von EIRENE und die Gelegenheit der Übersetzung gelang es aber, in gute Gespräche zu kommen und sich ganz offen äußern zu können. Das EIRENE-Projekt „Starke Nachbarinnen und Nachbarn“, das unter anderem Migranten befähigen will, andere Migranten zu unterstützen, bot damit erneut einen wertvollen Beitrag zur Integration und zum gegenseitigen Verständnis.