Tierische Schlafmützen – Winterruhe im Zoo

„Auch wenn die Besucher sie selten zu Gesicht bekommen – noch sind Helmut und Micha wach“, sagt Ben Ulrich, und spricht dabei nicht über arbeitsscheue Kollegen. Der angehende Zootierpfleger steht im bewaldeten oberen Teil des Zoo Neuwied über eine Gehegemauer gebeugt, und blickt hinab zu zwei Europäischen Dachsen. Es ist Oktober, und die sich langsam verfärbenden Blätter lassen ebenso wie das nebelige, kühle Wetter am Morgen keinen Zweifel daran: Der Herbst hat Einzug gehalten im größten Zoo von Rheinland-Pfalz.

 „Bald werden sich die scheuen Dachsbrüder, die meist früh morgens und dann wieder gegen Abend aktiv sind, ganz zurückziehen und mehrere Monate Winterruhe halten“, erzählt der Auszubildende. Die Winterruhe ist, wie der Name vermuten lässt, eine Ruhephase der Tiere, um Energie zu sparen. Atmung und Herzschlag verlangsamen sich, anders als beim „echten“ Winterschlaf findet jedoch keine Absenkung der Körpertemperatur statt. „In der Winterruhe werden die Tiere auch immer wieder kurz wach, wechseln ihre Schlafposition oder setzen Kot ab“, führt Ben den Unterschied weiter aus. „Echte Winterschläfer haben wir im Zoo nicht, zumindest nicht unter den Zootieren.“ Die im Zoo als Untermieter weit verbreiteten Gartenschläfer und auch die Zwergfledermaus-Kolonie am Huftierstall hingegen halten echten Winterschlaf.

Die Dachse sind nicht die einzigen Zootiere, die sich demnächst mehrere Monate den Blicken der Besucher entziehen: Auch die Waschbärbrüder Jay und Chewy verschlafen den Großteil der kalten Jahreszeit, obwohl ihr Fell ihnen für unsere mitteleuropäischen Winter einen ausreichenden Schutz bietet und sie im Zoo nicht mit Nahrungsknappheit zu kämpfen haben. Die meisten Zootiere sind jedoch im Winter ebenso aktiv wie im Sommer: Die Erdmännchen sind selbst bei Minusgraden noch draußen, und halten sich dann bevorzugt unter der großen Wärmelampe auf. Andere, wie die Bolivianischen Totenkopfäffchen, verlagern ihre Aktivitäten einfach ins Innengehege. „Manche Tiere sind in der Kälte sogar besonders aktiv“, verrät der Zootierpfleger-Azubi. „Die Kleinen Roten Pandas aus dem Himalaja-Gebirge finden kühle Temperaturen super, und sind in winterlich kahlen Bäumen am besten zu sehen.“