Wenn Exoten umziehen

Umzüge sind immer mit Aufwand verbunden, und außerdem meist auch mit ein bisschen Wehmut, gepaart mit Vorfreude. Genau so erlebt es auch Zootierpfleger Thorben Maur, wenn bei Tieren aus dem Exotarium des Zoo Neuwied ein Transport in eine andere zoologische Einrichtung ansteht. „Zunächst mal steht die Planung und Organisation des Tiertransports an, das ist je nach Tierart und Entfernung des Zielortes ganz unterschiedlich viel Aufwand“, erklärt Maur, der bereits seit vielen Jahren fürs Exotarium zuständig ist.

 „Anders als Säugetiere und Vögel können Reptilien und Amphibien ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Aus diesem Grund ist es bei diesen Tieren wichtig, die Temperatur in der Transportkiste in einem bestimmten Bereich zu halten, was gerade im Winter eine Herausforderung sein kann. Transportbehältnisse für Reptilien gleichen daher meist eher Thermoboxen, wie sie auch für Nahrungsmittel verwendet werden“, lacht der Revierleiter. „Oft geben wir noch ein Heatpack mit dazu. Zum Glück haben Reptilien auch eine viel niedrigere Atmungsrate als Säuger und Vögel, sonst müssten wir so viele Luftlöcher in die Kisten machen, dass die ganze Wärmeisolierung dahin wäre.“

In den letzten Wochen sind einige der Köhlerschildkröten-Nachzuchten der vergangenen Jahre umgezogen, die bisher im Schildkröten-Kindergarten in der Prinz Maximilian zu Wied Halle gewohnt haben. „Nun sind sie sozusagen dem Kindergartenalter entwachsen und haben den Zoo verlassen.“ Auch die Chuckwallas wurden abgegeben. „Diese Art braucht besonders viel Wärme, was bei den aktuellen Energiekosten natürlich ins Geld geht. Da sie bisher außerdem nur hinter den Kulissen gehalten wurden, haben wir Tierpfleger und unser zuständiger Kurator gemeinsam entschieden, die Haltung einzustellen.“

Und noch einen dritten Umzug hatte das Team des Neuwieder Exotariums zu planen: Die ersten Nachzuchten der Coloradokröten waren alt genug, um abgegeben zu werden. „Bei Amphibien kommt auf Transporten oft noch die hohe Feuchtigkeit hinzu, die sie für ihre empfindliche Haut benötigen. Dann muss ein feuchtes Tuch oder ein Stück Moos mit in die Transportbox gegeben werden.“ 
Im Falle der Coloradokröten war das glücklicherweise kein großes Problem: „Die Coloradokröten sind eine aus Nordamerika stammende Art, die in Halbwüsten lebt, und daran angepasst ist, monatelang ohne Wasser auszukommen“, weiß Thorben Maur. „Austrocknung war hier also überhaupt kein Thema.“

Und nachdem ein Transport organisiert und abgewickelt ist, wenn das Transportfahrtzeug mit seiner lebenden Fracht vom Gelände fährt? „Dann kommt schon meist ein kurzer wehmütiger Moment“, gesteht der Revierleiter. „Man hängt ja an seinen Tieren. Aber letztendlich wissen wir, dass sie am Zielort gut versorgt werden. Und freuen uns, dass wir nun wieder Platz haben für neue Arten und Nachzuchten – im Inkubator bebrüten wir derzeit schon die nächsten Eier“, verrät Maur.